Dr. med. Ursula Davatz

Meine Botschaft ist: ADHS ist keine Krankheit.
Dr. med. Ursula Davatz
Psychiatrie und Psychotherapie FMH
Buchautorin

Meine Botschaft ist: ADHS ist keine Krankheit und dürfte deshalb auch nicht mit den psychiatrischen Diagnosen figurieren. ADHS ist eine Normvariante der menschlichen Vielfältigkeit, ein Persönlichkeitstyp, der genetisch vererbt ist. Dieser Persönlichkeitstyp hat Vor- und Nachteile, er kann mit ganz besonderen Begabungen einhergehen, aber auch mit gewissen Schwächen in anderen Leistungsbereichen. Durch ihre hohe Sensitivität sind diese Menschen in der Interaktion mit dem Umfeld vielen Verletzungen ausgesetzt. Diese sich negativ auf die Entwicklung der Menschen mit ADHS auswirkenden Umfeldeinflüsse können schliesslich zu psychiatrischen Krankheitsbildern führen, zu Folgekrankheiten. 75% der Erwachsenen mit ADHS erhalten zusätzlich eine psychiatrische Diagnose. Dies muss nicht so sein, wenn wir das Umfeld von Kindern mit ADHS schon früh beraten, damit diese „persönlichkeitsgerecht“ behandelt werden können, sodass sie nicht unnötig Schaden nehmen und psychisch krank werden. 25% der Kinder mit ADHS entwickeln sich zu interessanten Persönlichkeiten, manche davon erbringen sogar hervorragende Leistungen in Wissenschaft, Kunst oder auch in der Wirtschaft.

Es ist mir aus diesem Grund ein grosses Anliegen, präventiv einzugreifen. Ich unterstütze das erzieherische Umfeld dieser speziellen Kinder mit ADHS möglichst früh fachlich kompetent und betrachte sie aber nicht als krank, sondern vielmehr als Menschen mit einem bestimmten Persönlichkeitstyp. Durch entsprechende Beratung des erzieherischen Umfeldes können aus meiner Überzeugung diese 75% psychischer Krankheiten mit grösster Sicherheit heruntergesetzt werden. Diejenigen, die schon das 20. Altersjahr erreicht haben – es geht ja um ADHS als Erwachsener– sind kompetent zu unterstützen, sowohl in ihrer Berufsfindung wie auch in der Lebensführung, wo immer dies nötig ist. Dadurch müssen sie sich nicht zeitlebens als Aussenseiter fühlen innerhalb der Gesellschaft, sondern als wichtige, integrierte Mitglieder, die einen eigenwilligen und interessanten Beitrag zur Vielfalt der menschlichen Gesellschaft liefern können.

Denn es gilt das biologische Gesetz: Inhomogene Populationen überleben besser als homogene.