Dem Anderssein nicht nur einen Namen geben, sondern dessen neurobiologische Ursache kennen und begreifen – das wünschen sich viele Betroffene. Sie möchten wissen, warum sie so sind und was sie, falls erforderlich, dagegen tun können. Deshalb ist es gut zu wissen, dass es sich beim ADHS sowohl um eine Unterfunktion im Stirnhirnhirnbereich mit Reizfilterschwäche, als auch um einen Mangel an Botenstoffen handelt. Dadurch erreichen zu viele Informationen ungefiltert das Gehirn, dessen Nervenbahnen sich dann engmaschiger vernetzen, was die Ausbildung dichter Lernbahnen beeinträchtigt. Manche Informationen gelangen so nur auf Umwegen vom Arbeitsgedächtnis zum Langzeitspeicher. Da sie nicht schnell genug weitergeleitet werden, sind sie auch nicht bei Bedarf wieder sofort abrufbar. Diese besondere Art der neuronalen Vernetzung ermöglicht die vielen ADHS typischen positiven Fähigkeiten, kann aber auch belastungsabhängig Lernfähigkeit und Verhaltenssteuerung beeinträchtigen. Wenn dann immer alles schlechter ausfällt als erwartet, erzeugt das auf Dauer negativen Stress, der zum wesentlichen Faktor für die Entwicklung von ADHS-bedingten Komorbiditäten wird.
Das Erklären von neurobiologischen Zusammenhängen und wie man trotz ADHS sein Denken und Handeln durch aktive Mitarbeit verändern kann, das sind wichtige Botschaften, die den Betroffenen zeigen, wie es möglich ist, mit Hilfe von individuellen Lern- und Verhaltensstrategien Selbstwertgefühl und Sozialverhalten zu verbessern und sich von der bisherigen Mängelverwaltung zu trennen.