Cordula Neuhaus

Nach wie vor sind die Odysseen vieler Erwachsener lang.
Cordula Neuhaus
Dipl. Psychologin, Dipl. Heilpädagogin,
Psych. Psychotherapeutin, Buchautorin

Der „Glaubenskrieg“ um das Thema ADHS will irgendwie nicht aufhören, selbst nicht nach dem 5. europäischen Weltkongress im Mai 2015 in Glasgow. „Unaufgeregt mit todesmutiger Entschlusskraft“ unterstütze ich seit Beginn meiner Spezialisierung auf das Thema ADHS die Selbsthilfe national und international. Besonders positiv beeindruckt war ich von den Künstlertagen der Initiative adhs20+ in Lenzburg! Selbstbewusst und irgendwie selbstverständlich wurden typische Ressourcen wie kreative Perfektion, Organisationstalent (für andere kann man bekanntlich alles!), charmante Herzlichkeit und unverblümtes direktes Benennen von Erkanntem offenkundig.

Entgegen des heutigen Trends, dass alles immer „schneller und schlanker“ laufen soll, erscheint es mir dringlich notwendig, darauf hinzuweisen, wie wichtig eine wirklich gründliche und umfassende Diagnostik bei ADHS (und Komorbiditäten) ist. Nach wie vor sind die Odysseen vieler Erwachsener lang. Bei der visualisierten Erklärung der neurobiologischen Hintergründe zum funktionellen Verstehen des „Wahrnehmungs- und Reaktionsstils“ bei ADHS werde ich seit Jahren gefragt „Warum hat mir das denn noch niemand erklärt – genau so bin ich…“

Therapeutische Behandlungsansätze sind dahingehend zu überprüfen, ob sie für die Betroffenen nachvollziehbar, plausibel und vor allem „alltagstauglich“ sind (wenn ja, werden kompensierende Strategien wirklich umgesetzt – und das erhöht das Selbstwirksamkeitsempfinden beim Patienten und dem Behandler!).