Die ADHS in ihrer Anlage wird vererbt. Die Gene dafür sind auf verschiedenen Kernschleifen (Chromosomen) lokalisiert, was in den letzten Jahren wissenschaftlich nachgewiesen wurde. Dabei handelt es sich um eine Transporterstörung der Botenstoffe Dopamin, Noradrenalin und Serotonin. Möglicherweise spielen weitere Botenstoffe eine Rolle. Nebst den beiden Formen der ADHS gibt es viele Zwischenstufen, die oft in der gleichen Familie oder erst in der nächsten Generation vorkommen. Dabei gleicht keine ADHS der anderen.
Experten sind sich einig. Es sind heute nicht mehr Kinder und Erwachsene von ADHS betroffen als früher. ADHS tritt allerdings offensichtlicher auf. Vermutete Ursachen sind die fortschreitende digitale Vernetzung und die damit einhergehende Reizüberflutung. Das mediale Informationsangebot sowie die Anforderungen im privaten und beruflichen Lebensbereich haben deutlich zugenommen. Ausserdem überfordert die zunehmende Strukturlosigkeit in der heutigen Gesellschaft Betroffene und oftmals auch ihre Familien in deren Lebensgestaltung.
Unaufmerksamkeit und Konzentrationsstörungen
Impulsivität
Hyperaktivität
Hypoaktivität
Schwierigkeiten im Sozialverhalten und Alltag
Seitdem die Diagnose ADHS auch bei erwachsenen Personen gestellt wird und man nicht mehr von der Annahme ausgeht, dass sich die Störung nach der Pubertät auswächst, werden auch Zusammenhänge mit psychischen Krankheiten erkannt. Statistiken sagen aus, dass 75% der Erwachsenen mit der Diagnose ADHS unter einer psychiatrischen Krankheit leiden. In diesem Falle spricht man von einer Komorbidität. Dies bedeutet, dass sich eine sekundäre Krankheit entwickelt hat, die im Zusammenhang mit einer ADHS Veranlagung steht.
Menschen mit ADHS haben die besondere Fähigkeit, aussergewöhnliche Wege zu gehen. Sie brauchen aber ein Ziel, Motivation und vor allem einen Anfang. Nicht selten sind es Spitzenleistungen, die diese Menschen vollbringen. Einmal von einer Sache fasziniert, können sie ganz darin aufgehen und dank ihrer Kreativität schöpferischer sein als Nichtbetroffene. Bei Interesse hyperfokussieren ADHS Betroffene und erreichen dadurch ein Mehr an Qualität und Intensität.
Sie lieben das Neue und die Abwechslung, deshalb verfügen sie oft auch über mehrere Berufe und abgeschlossene Qualifikationen. Sie sind oft auf der Suche nach etwas Neuem und für sie Interessantem. Monotone Routinearbeit empfinden sie als unerträglich und langweilig. Sie brauchen Bewegungs- und Ideenfreiheit, gepaart mit Selbständigkeit. Dafür übernehmen sie auch gerne Verantwortung und ein gewisses Risiko. Haben Menschen mit ADHS für sich ein Spezialgebiet entdeckt, sind Wissbegierde und Arbeitseinsatz grenzenlos. Sie können dabei alles um sich herum vergessen, verfolgen hoch motiviert ihre Ziele, welche sie umso besser erreichen, je strukturierter sie arbeiten.
ADHS Betroffene haben einen glänzenden und flexiblen Verstand. Sie denken „vielschichtig“ und sind verwundert, wenn andere ihren Gedankengängen nicht folgen können. Sie haben einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn und setzen sich für andere ein; dabei nehmen sie nicht selten eigene Nachteile in Kauf. Sie haben häufig eine höhere Intelligenz als sie selbst und/oder ihre Umfeld vermuten, weil sie über ihr Potential nicht immer auf Anhieb verfügen können. Unter den ADHS Betroffenen finden sich viele Hochbegabte. Sie können Menschen und Situationen sofort durchschauen. Menschen mit ADHS hinterfragen alles, sind begeisterungsfähig und bereichern unser Leben. Die ADHS als eine Persönlichkeitsvariante, hat viele gute Seiten, von denen man umso mehr profitieren kann, je besser das Selbstwertgefühl und die sozialen Kompetenzen entwickelt sind. Menschen mit einer ausgeprägten ADHS-Problematik sollten deshalb so früh wie möglich erkannt werden, damit sie in ihrer Eigenheit gefördert werden können.